Jo hat gelesen 2025
Was uns antreibt, ist die Freude am geschriebenen und gesprochenen Wort, an Sätzen, an ganzen Büchern und einfachen Herzensbotschaften. Uns treibt die Gemeinschaft an. Das gemeinsame Eintauchen in Welten, Situationen, in Vergangenes oder Zukünftiges. Uns treibt an, das Leben zu feiern, sich auszutauschen, zu schwelgen, zu schweigen oder darüber zu debattieren. Über Ungerechtigkeiten, Unsinnigkeiten, über das Glück, die Liebe, das beste Eis oder das einfache Leben. All das treibt uns an, und deshalb feiern wir „die Wörter, das Buch und die Literatur“.
Umso mehr feiern wir die grandiose Grafikerin, die zu einem Bruchteil eines Honorars entworfen hat, weil sie an das Projekt glaubte. Wir feiern die wunderbaren Aktivierungstherapeut*innen und Bewohner*innen des Gesundheitszentrum im Alter, die mutig ihre Texte schrieben, unterstützten und vorlasen. Wir feiern die Lehrer*innen, die vorbereiten und mit den Schüler*innen in die Welt der Wörter, Bilder und Bücher eintauchen, wir feiern die Autorin, die Worte gefunden hat, woran andere kaum zu denken wagen. Wir feiern die Autorin, die reisend den Fragen nach der eigenen Herkunft, Erinnerungen und Gedanken nachgespürt hat. Wir feiern die Autorin, die wortgewaltig Shakespeare mit Küken verbunden hat und mit ihrer Stimme sogar Staubsaugeranleitungen zum vibrieren bringt. Wir feiern die Autorin, die Dinosaurier seitwärts laufen lies und mit ihren Texten das Herz anrührte, die Literatur zu einem einzigen, grossen Geschenk macht. Wir feiern die Schreibenden, die ihr Wissen grosszügig weitergaben, die Wörter in Bewegung bringen wollten und andere daran teilhaben liessen. Wir feiern alle, die an unsere kleine Veranstaltung geglaubt, sie finanziert und dabei mitgemacht haben. Ihr habt uns Mut gemacht durch eure Teilhabe. Wir feiern die stillen Leser*innen.
Wir feiern all die Tränen, die flossen, weil wir entmutigt waren und auch die Tränen der Freude, wenn es weiter ging. Wir feiern die Kinder, die sich mit so viel Freude ans Thema Literatur wagten, ihrer Wut und ihrer Freude Ausdruck verliehen. Wir feiern die Sozialarbeiter*innen, Bibliothekar*innen und Kioskbetreiberinnen, die mitgedacht und sich mitgefreut haben und uns die beste Dessertüberraschung beschert haben. Wir feiern die Freund*innen und Partner*innen, die nie aufhören an uns zu glauben, unsere Tränen trockneten und die Freude teilten, anpackten wo es nötig war und Mut machten. Wir feiern die Bücher, die gelesen und geschrieben wurden. Wir feiern die Solidarität, die Lücken füllt, antreibt und ermutigt.
Wir sind ein kleiner Anlass, ein Anlass der von Zweien, die auszogen ein Herzensprojekt zu verwirklichen, auf die Beine gestellt wurde. Heute entscheiden oft Verkaufszahlen, Zuschauerzahlen und Medienecho darüber, wie wertvoll ein Beitrag ist und nicht das eine Herz, das vibriert, wenn es von einer Veranstaltung, einem Satz oder einem Moment berührt wird. Für uns waren es von Anfang an zwei vibrierende Herzen, die andere anstecken wollten.